44 LENINGRAGD STO!

WAHRSCHAUER Nr. 42 / 2001

Drei Jahre sind nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums und zehn nach ihrem ersten Tonträger vergangen. Wen interessiert's? Das Akkordeon spielt verloren die sowjetische Nationalhymne als Auftakt für die Polka ins Nichts, ins hier und nie mehr wo anders. Zeit spielt an diesem Ort keine Rolle mehr: "von dort wo die Winter viel kälter sind, von dort wo die Alten viel älter sind, von dort wo die Ebenen viel weiter sind, von dort wo die Flüsse viel breiter sind, von dort wo die Märchen wie Lieder sind" ("von dort!").

Es ist kein Zufall, dass sich dort, wo die Sehnsüchte größer sind, dort, wo die Gefühle intensiver sind, die wodkatrunkene russische Seele mit dem weinselig gefühlsstarken französischem Chanson trifft. Oder kurz: der Bär tanzt mit Edith Piaf ("padam padam"). Doch was hat "Sie ist ein Model" von Kraftwerk ein Stück später ("mamamia") dort zu suchen?

Die Musik der 44 Leningrad hat etwas von einem Soljankaeintopf. Man findet ständig neue Bestandteile ohne sofort zu erkennen, um was es sich handelt und im welchem Essen sie vorher waren. Aber ebenso wie bei der Soljanka sollte man sich beim Hören dieser Scheibe darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen (war der Anfang von "bella ciao" nicht die von den COMMUNARDS in den 80ern gecoverte Version von DONNA SUMMMERSJ feel love"). Die Hauptsache ist doch: es schmeckt!